Die Gebirgsgruppe der “Maddalene“, von Graf Bonacossa vor 100 Jahren auch als „Untergruppe Binazia-Ilmenspitz“ (Sottogruppo Binazia Ilmenspitz) bezeichnet, ist eine Untergruppe der Rätischen Alpen (Gebirgszug der Zentralalpen im Grenzgebiet der Ostschweiz zu Österreich, Liechtenstein und Italien nördlich des Veltlins) und gehört zur Ortler-Cevedale-Gruppe.
Dieses ausgedehnte Gebirgsmassiv umfasst auch das Gebiet des Nationalparks Stilfserjoch und die Ortlerspitze (3905 m) , welcher den wichtigsten Berg der östlichen Alpen neben dem Piz Bernina (einziger Viertausender der Ostalpen) darstellt.
Von den Untergruppen des Ortler-Cevedale-Massivs ist jene der “Maddalene” diejenige mit den geringsten Höhen: nur zwei Gipfel dieser Gruppe sind höher als 2700 m, nämlich der Karspitz (2752 m – ital. Bezeichnung: Punta Quaira) und der sog. Nebelspitz (2701 m – ital.: Cima Tuatti); somit handelt es sich um eine auch für „normale Wanderer“ leicht zugängliche Gebirgsgruppe.
Besonders hervorzuheben sind einige der Gipfel aber aufgrund der ausgedehnten Panoramen, die sich von ihnen aus bieten und aufgrund der Tatsache, dass sie leicht zugänglich sind: Cima Binagia (2644 m), Stübele (2668 m), Ilmenspitz (2656 m), Hochwart (2627 m) und die Laugenspitze (2433 m).
Was die Bezeichnung der Gebirgsgruppe angeht, scheint diese aller Wahrscheinlichkeit nach von einer Örtlichkeit herzustammen, benannt nach der hl. Maria Magdalena, in der es Usus war, mit der Heumahd erst nach dem entsprechenden Patroziniumsfest am 22. Juli zu beginnen. Damals begann also für die Bewohner und Bewirtschafter dieser Gegend das Leben in den Bergen, das wohl von ganz anderen Rhythmen und Beschwerden charakterisiert war, als jenes der heutigen Bergwanderer und modernen Touristen.
Die Berggipfel und Übergänge, mit zahlreichen Wandermöglichkeiten und einer recht komplexen Morphologie sind sehr vielen Alpinisten und Bergwanderern bis heute unbekannt. Obwohl keine größeren Felswände bzw. Gletscher anzutreffen sind, ist die Gebirgsgruppe dennoch von sehr schönen Wanderwegen, einer unberührten Naturlandschaft und weiteren überraschenden Naturschönheiten gekennzeichnet.
Die Gebirgsgruppe stellt teilweise auch den Übergang zwischen Südtirol und dem Trentino dar. Im Norden fällt die Gebirgsgruppe ins Ultental ab, einem weitgehend intakt erhalten gebliebenen Gebirgstal mit Einwohnern deutscher Muttersprache. Das Ultental ist von den wunderschönen Bergbauernhöfen, meist noch in traditioneller Holzbauweise, gekennzeichnet. Gegen Süden hin befindet sich hingegen der Deutschnonsberg mit seinen zur Autonomen Provinz Bozen – Südtirol gehörenden Dörfern Proveis, Laurein, St. Felix und Unsere Liebe Frau im Walde, auch sie alle ausschließlich von deutschsprachigen Einwohnern bewohnt und von touristischen Einflüssen bis heute bewahrt geblieben. Angrenzend an die besagten deutschnonsberger Dörfer befinden sich direkt jene des italienischsprachigen Nonstals wie Rumo und Bresimo in der Provinz Trient.
Wälder, Almweiden und Felsrücken kennzeichnen das Aussehen der Gebirgsgruppe von den Talsohlen bis hinauf auf die Gipfel. Dabei bietet sich eine große Vielfalt an, sowohl was die Flora als auch die Fauna angeht. So reicht etwa die Palette von den Buchen-, Fichten- und Mischwäldern über die Lärchenwälder bis zu Beständen von Latschenkiefern und deckt somit die gesamte Palette der alpinen Baumbestände ab. Andererseits befindet sich in und um die zahlreichen Gebirgsseen, welche ihren Ursprung in den Gletschern haben, eine sehr vielfältige Fauna, welche von den Gämsen, Rehen über Hirsche, Hasen und Spielhähnen bis hin zum Auerhahn, den Adlern usw. reicht. Letzthin „verirren“ sich auch immer wieder Braunbären ins Gebiet, welche einen weiteren Beweis der weitgehenden Unberührtheit dieser alpinen Landschaft darstellen.
Die menschlichen Eingriffe in dieses Gebirgstäler beschränken sich weitgehend auf die sommerliche Alpungstätigkeit auf den zahlreichen Almen, welche eine durchwegs positive Auswirkung auf die Region hat.
Aus geologischer Sicht ist die Zusammensetzung der verschiedenen Gesteinsschichten interessant, die von der sog. Judikarienlinie (einer Abzweigung der periadriatischen Naht), in verschiedene Untergruppen geteilt wird. Die Periadriatische Naht (auch Periadriatisches Lineament) ist mit einer Gesamtlänge von 700 km die bedeutendste tektonische Störungslinie der Alpen.
Diese wird durch große Längstäler meist deutlich morphologisch gekennzeichnet und taucht nordwestlich von Turin als „Insubrische Linie“ unter den jungen tertiären und quartären Ablagerungen der Poebene auf und zieht knapp nördlich der oberitalienischen Seen in das Veltlin (Valtellina) hinein. Von Sondrio ab wird sie mit der „Tonale-Linie“ über den Aprica-Pass und über das obere Camonica-Tal zum Tonalepass hin und weiter bis Dimaro im Sulztal (Val di Sole) fortgesetzt.
Bei Dimaro stößt sie im spitzen Winkel auf die besagte „Judikarien-Linie“, die vom Idrosee geradlinig über Madonna di Campiglio hereinzieht. Die Hauptstörungslinie setzt sich über Malè und Proveis fort und zieht über den Hofmahdsattel und durch das Marauntal ins äußere Ultental Richtung Meran. Dort zieht sie durch das Naiftal ins obere Penser Tal und über das Penser Joch nach Mauls. Von dort folgt sie schließlich als „Pustertal-Linie“ dem markanten Längstal, durch welches sie die Kalkgesteine der Dolomiten von den nördlich angrenzenden tertiären Tonaliten der Ostalpen und dem Tauernfenster trennt.
Gampenpass auf 1518 m bis zum Palù-Pass (Passo Palù) auf 2412 m bis ins Rabbital und verläuft weitgehend auf aussichtsreichen Almweiden und an eindrucksvollen Gebirgsseen vorbei.
Der Bergweg wurde im Jahr 1976 von der SAT (Società alpinistica Tridentina) von Fondo dem Grafen Aldo Bonacossa gewidmet, da dieser einer der ersten Erforscher der Gebirgsgruppe des Ortler-Cevedale war. Mit seinem Werk “Regione dell’Ortler“ (Die Region des Ortlers) aus dem Jahre 1915 hatte er eine derart genaue Beschreibung der Gebirgskette geliefert, dass das Werk sowohl von den österreich-ungarischen Behörden als auch von jenen des Königreichs Italien konfisziert wurde. Die Region war damals nämlich auch Austragungsort erbitterter Schlachten im Zuge des Ersten Weltkriegs und Frontlinie zwischen den Truppen der ab 1915 sich feindlich gegenüber stehenden Mächten Österreich-Ungarn und Italien.
Heute handelt es sich glücklicherweise um ein ruhiges und gut markiertes Wandergebiet mit zahlreichen Wander- und Bergwegen, welches von den verschiedenen zuständigen Organisationen instandgehalten wird, nämlich von den Sektionen des Alpenvereins Südtirol sowie den Ortsgruppen des CAI-SAT (Club Alpino Italiano – Società Alpinisti Tridentini).